«Fachschaft« wird die gewählte Vertretung aller
Studierenden eines Faches (in unserem Fall:
Kunstgeschichte und Klassische Archäologie) genannt.
Damit die Fachschaft ihre Arbeit sinnvoll leisten
kann, steht ihr ein eigener Raum am Institut sowie ein
Semesterzuschuß vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuß
(AStA) zur Verfügung. Bei den jährlichen
Universitätswahlen wird auch die offizielle
Fachschaftsvertretung von den Studierenden gewählt.
Welche Themen und Forderungen der Fachschaft
Kunstgeschichte/Klassische Archäologie seit ihrem
Bestehen besonders am Herzen lagen, welche Angebote sie
machte, und – nicht zuletzt – wer diese
idealistischen Menschen waren, die über die Jahre hinweg
immer wieder bereit waren, sich für ihre Kommilitoninnen
und Kommilitonen zu engagieren, das soll dieser Beitrag
dokumentieren.
Trotz unterschiedlicher Schwerpunkte der einzelnen
Fachschaften der Kunstgeschichte und ihrer
Gruppenmitglieder, kristallisieren sich dennoch einige
Tätigkeitsbereiche besonders heraus. Zum einen finden
die alltäglichen und außergewöhnlichen
institutsinternen Belange Beachtung, zum anderen sind
hier hochschulpolitische Aktivitäten oder Aktionen zu
verzeichnen. Zu den alltäglichen Dingen des
Institutslebens gehört die Tasse Kaffee oder Tee, an der
man sich im Fachschaftsraum im Keller des Instituts
günstig erquicken kann. Auch bietet sich dort in netter
Atmosphäre die Gelegenheit, theoretische und praktische
Fragen des Studiums zu diskutieren. So werden z. B.
Auskünfte im Rahmen der Erstsemesterberatung und zum
weiteren Studienverlauf erteilt und eine Hilfestellung
hinsichtlich eines Universitätswechsels im Inland oder
ins Ausland ist ebenfalls möglich. Darüber hinaus ist
Literatur in der kleinen Fachschaftsbibliothek zu finden.
Seit einigen Semestern erstellt die Fachschaft das
kommentierte Vorlesungsverzeichnis und aktuelle
Veranstaltungskalender. Zeitweise wurden auch Fahrten zu
den jeweiligen Veranstaltungsorten organisiert. Eine
andere Initiative der Fachschaft ist das sogenannte
»Institutsgespräch«, zu dem die Lehrenden eingeladen
werden und jedes interessierte Fachschaftsmitglied,
sprich jede(r) Studierende teilnehmen kann, um über
verschiedene aktuelle studienrelevante Themen zu
diskutieren.
Über das eigene Institut hinaus engagierte sich die
Fachschaft auch in größerem Rahmen. Die
universitätsweite Fachschaftsarbeit wird koordiniert vom
Fachschaftsreferat des AStA, das 1983 auch von einem
Kunstgeschichtsstudenten, Attila Teixeira-Brasil geleitet
wurde. Während der Vorlesungszeiten finden regelmäßig
FachschaftsvertreterInnenkonferenzen (FVK) statt, auf
denen Schwierigkeiten und Initiativen der einzelnen
Fachschaften vorgestellt und gemeinsame hochschulweite
Aktionen unterschiedlicher Natur geplant werden. Die
Fachschaft Kunstgeschichte nahm an der FVK regelmäßig
teil. Aufgrund der aktuellen Hochschulreformpläne von
Bund und Ländern, die Sinn und Qualität
geisteswissenschaftlicher Studiengänge in Frage stellen,
ist dieses heute wieder besonders wichtig.
Jedes Semester findet bundesweit die sogenannte
»Studentische Konferenz für Kunstgeschichte« (KSK)
statt, die jeweils unter einem bestimmten Thema steht und
jedesmal von einer anderen Fachschaft organisiert wird.
An vielen KSK nahmen Fachschaftsmitglieder aus Kiel teil,
und zweimal wurde sie auch an diesem Institut
veranstaltet, nämlich in den Jahren 1983 und 1991.
Neben allen wissenschaftlichen und politischen
Aktivitäten zählen im weiteren die »berühmten«
Kostümfeste der Fachschaften, die immer unter einem
anderen Motto stehen, zu den Höhepunkten im Semester.
Diese interdisziplinären Abendveranstaltungen locken in
der Regel auch zahlreiche Studierende anderer Fächer
sowie viele Dozenten an. Ferner bietet sich auch hier
wieder die Gelegenheit zu Gesprächen in lockerer
Atmosphäre, oft nach dem Motto: »fama nihil celerius«.
Die Gründung der ersten Fachschaft fällt in die
Phase der »revolutionären« Tendenzen der späten
sechziger Jahre – der Zeit der Studentenrevolten,
der Streiks und der Demonstrationen. Es hatte zwar zuvor
schon Studentensprecher und eine verfaßte
Studentenschaft gegeben, doch keine Fachschaft im engeren
Sinne. Die engagierten Studierenden der Kunstgeschichte
waren im Wintersemester 1968/69 zunächst noch in eine
fächerübergreifende Gruppe integriert, in der
Geschichte, Indologie, Musikwissenschaft und andere
Fächer der philosophischen Fakultät zusammengefaßt
waren. Die Belange der einzelnen Fächer waren jedoch so
verschieden, daß ein Konsens nicht gefunden werden
konnte und sich etliche einzelne Fachgruppen bildeten, so
auch die der Kunstgeschichte. Die »Blütezeit« der
ersten Fachschaft lag etwa zwischen den Jahren 1969 und
1976. Diese Zeit wurde u. a. von kontroversen
Diskussionen geprägt, die die Aufgabenbereiche und das
Selbstverständnis der Fachschaft zum Inhalt hatten.
Ferner ist für diese Zeit bezeichnend, daß Prof. Dr.
W.J. Müller im Gegensatz zu Prof. Dr. Hubala den
Aktivitäten der Gruppe positiv gegenüberstand.
Die erste große, gewagte Aktion der Fachschaft war
1969 die Ausarbeitung einer neuen Institutsordnung, deren
Kernpunkt eine Abschaffung der Ordinarienuniversität
vorsah. Natürlich hatte dies einen großen Aufruhr zur
Folge. Die Verfasser wurden zu Prof. Dr. Hubala zitiert
und sollten ihren »Schülerstreich« rechtfertigen. Doch
blieb die Fachschaftsarbeit nicht auf institutsinterne
Fragen beschränkt. Da das Institut damals mit etwa 70
Studierenden sehr überschaubar war, stand eine besonders
intensive Beschäftigung mit praxisorientierten
Fragenkomplexen kunsthistorischer Arbeit ebenfalls im
Vordergrund.
So wurde 1970/71 aufgrund der Initiative einiger
Fachschaftsmitglieder ein Arbeitskreis für Städtebau
und Denkmalpflege ins Leben gerufen, der in seiner
Thematik eine breite Öffentlichkeit interessieren
konnte. Die maßgeblich Beteiligten waren anfangs:
Hans-Günther Andresen, Michael Brix, Jutta Glüsing,
Eberhard Klasse, Bärbel Manitz, Dieter Mayer-Gürr,
Jörg Paczkowski, Renate Paczkowski und Hartmut Ralf. (1) Diese von
Studierenden aufgebaute Projektgruppe wurde als
Auflehnung gegen die herrschenden akadmischen Strukturen
verstanden. Die Mitglieder erzielten erstaunliche Erfolge
und wurden zu Mitbegründern des Ensembleschutzes. Wie
wenig beachtet und damit umso akuter dieses Problemfeld
war, und welches Anliegen die Gruppe hatte, wurde 1973
mit einer Fotoausstellung im Flensburger Rathaus
dokumentiert. In der dafür entstandenen Schrift heißt
es:
»Die Forderung, historische Bausubstanz in den
Altstadtbereichen zu erhalten, wird nicht mehr nur von
einer esoterischen (kunst-)historischen Interessengruppe
gestellt. [...] Ohne Verantwortung gegenüber
zukünftigen Generationen wurde bisher achtlos mit dem
kulturellen Erbe [...] verfahren. [...] Historikern und
Denkmalpflegern ist es als Versäumnis anzulasten, daß
sie die Werte historischer Stadtanlagen vor einer breiten
Öffentlichkeit nicht genügend artikuliert haben. Sie
haben sich von den fortschrittsgläubigen Slogans, daß
man sich im Interesse der Allgemeinheit der Entwicklung
nicht entgegenstellen dürfe, einschüchtern lassen.
Inzwischen aber hat sich erwiesen, daß durchaus andere
Werte als Wirtschaftswachstum und hoher Lebensstandard
lebensbereichernd sein können. [...] Wir sollten uns
bemühen, unsere Altstädte wieder mit echtem Leben zu
erfüllen; sie können uns bei der formalen Lösung
vieler stadtplanerischer Probleme als Modell dienen.« (2)
1974 entstand dann ein Arbeitskreis, der das Konzept
zu einer Studie über Kiels städtebauliche und
architektonische Entwicklung 1840–1914 erstellte, an
dem Uwe Albrecht, Hans-Günther Andresen, Susanne
Böning, Ute Drews, Günther Ladwig, Elke Messer,
Gerhardt Schacht und Perdita Schadow beteiligt waren.
1975 – im Jahr des Denkmalschutzes ! – wurde
von Uwe Albrecht und Hans-Günther Andresen für die
Stadt Kappeln im Rahmen eines Ideenwettbewerbs eine
»Stadtbildanalyse zur Altstadtsanierung« angefertigt. (3)
Neben dem Denkmalpflegekreis, der in eine
gesellschaftspolitische Richtung tendierte, nahm sowohl
die Hochschulpolitik als auch die allgemeine Tagespolitik
in der Fachschaftsarbeit schon seit 1969 eine wichtige
Rolle ein. Der harte Kern dieser Richtung waren Tobias
Weißert, Ulrike Harten, Hartmut Ralf, Ulrich
Schulte-Wülwer sowie Wolfgang Zeigerer. Hier sind die
anfangs geschilderten Ereignisse der
»Fachschaftsgründung« und der Entwurf einer neuen
Institutsordnung wieder aufzugreifen. In diesem
Zusammenhang ist auch auf den »Rote Zellen-AStA« zu
verweisen, der in seiner revolutionären Prägung dem
Berliner AStA nur wenig nachstand und der natürlich auch
die Fachschaftsmitglieder der Kunstgeschichte
beeinflußte. Universitätsintern hatte die
Kunstgeschichte keinen guten Ruf, und die
Fachschaftsmitglieder arbeiteten als Teilnehmer an der
FVK vordringlich daran, die Akzeptanz der Kunstgeschichte
als »gesellschaftsrelevantes Fach« durchzusetzen. Die
Äußerungen zu den Debatten um das Landeshochschulgesetz
1972 wurden im allgemeinen auch in der FVK diskutiert und
an die Öffentlichkeit gebracht. Wie so oft bei
hochschulpolitischen Aktionen fanden die Vorschläge der
Studierenden leider nur wenig Beachtung, und 1972 wurde
daraufhin von ihnen ein Streik beschlossen. Ein
großangelegter universitätsweiter Boykott der
Lehrveranstaltungen folgte, so daß z. B. Professor Dr.
Alfred Kamphausen eine Vorlesung für nur einen Zuhörer
hielt.
Innerhalb des Instituts war die Fachschaft darum
bemüht, einer Lehrstuhlvakanz, die seit dem SS 1974
bestand, Abhilfe zu verschaffen. Doch trotz ihres
Engagements konnte die Stelle erst 1976 wiederbesetzt
werden. Auch zahlreiche weitere Bestrebungen der
Fachschaft, wie z. B. das Mitspracherecht der
Studierenden an institutsinternen Entscheidungen sollten
im Sande verlaufen. Dennoch verbesserte sich der
Informationsfluß zwischen Lehrenden und Studierenden,
indem die Fachschaft z.B. Vollversammlungen einberief und
als Vermittler fungieren konnte. Darüber hinaus richtete
sie Tutorien ein, denen besonders im Hinblick auf die
Lehrstuhlvakanz ein bedeutender Stellenwert zugemessen
werden muß. Aber sie war auch universitätsübergreifend
aktiv. Schon bei den ersten Treffen der KSK waren Kieler
Fachschaftsmitglieder vertreten.
Last not least veranstaltete die erste Fachschaft
natürlich auch Feten, zum Beispiel die feuchtfröhlichen
Strandfeten in Eckernholm zum Ende des Sommersemesters,
die häufig bis in die Morgenstunden dauerten. (4)
Nach der »Pionierphase« bis 1976 entstand eine Pause
von mehreren Jahren, während derer die Kunstgeschichte
durch die Fachschaft Geschichte vertreten wurde. Erst
1982 ergriffen Attila Teixeira- Brasil und Hans-Dieter
Sommer wieder die Initiative und stellten im
Studierendenparlament einen Antrag auf
Fachschaftsgründung, der mit Zweidrittelmehrheit
angenommen wurde. Seitdem existierte offiziell die
Fachschaft Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und
Musikwissenschaft. Mit dem Umzug des Instituts an den
Westring (Wilhelm-Seelig-Platz) erhielt sie jenen Raum im
Souterrain, in dem die Fachschaft bis heute residiert. (5) Nach Attila
Teixeira-Brasil galten ihre Mitglieder den Lehrenden
damals als »Revoluzzer«, doch viele ihrer Anregungen
zählen heute zum Institutsalltag. So führte diese
Fachschaft die Einführungskurse und Tutorien ein und
belebte die Institutsgespräche zwischen Lehrenden und
Studierenden neu. Außerdem setzte sie sich wiederum
verstärkt für ein Mitspracherecht der Studierenden bei
Neubesetzungen ein. Serviceleistungen für ihre
Kommilitoninnen und Kommilitonen sah sie als
Schwerpunkt ihrer Arbeit; dazu gehörten, außer der
Beratung, die Information über Hochschulpolitik und
andere studentische Belange durch Flugblätter, Plakate
und eine Fachschaftszeitung, die allerdings nur zwei
Ausgaben erlebte.
1983 gab es zum erstenmal eine KSK in Kiel, die
aufgrund mangelnder Beteiligung den Tiefpunkt in der
Geschichte dieser Konferenz bedeutete. Sie wurde
daraufhin von einigen engagierten Personen, darunter
Bernd Brandes aus Kiel, neu belebt und in den folgenden
Jahren immer besser besucht.
Die Studierenden jener Jahre werden sich besonders an
die Reisefreudigkeit dieser Fachschaft erinnern. Nicht
nur verbanden die Mitglieder ihre Organisationstreffen
mit Fahrten in die Umgebung, sondern sie boten auch
Erstsemesterwochenenden und inoffizielle Tagesexkursionen
an. Herausragend sind die beiden »DDR-Exkursionen« im
April 1985 und 1988, die jeweils im vorausgehenden
Wintersemester in wöchentlichen Treffen vorbereitet
wurden. Die Anregung dazu kam von Gerhild Komander, die
nicht zur Fachschaft gehörte, sie aber als Forum für
ihre Ideen verstand. Sie kümmerte sich um die
Durchführung dieser Exkursionen. Diese Fachschaft war
bis etwa 1985 aktiv, wobei die Mitgliederzahl zwischen
vier und fünfzehn schwankte. Außer den bereits
erwähnten Personen gehörten Sabine Behrens, Achim
Bücker, Bernd Müller, Carsten Pipoh, Cathrin Reisemann
und Stephan Westfalen dazu.
Die dritte große Fachschaftsperiode begann am Ende
des Sommersemesters 1987 mit den konstituierenden
Sitzungen der Gründungsmitglieder. (6) Eine
Brandstiftung im Fachschaftsraum, zu später Stunde durch
Dr. U. Albrecht entdeckt, wurde zu dem bestimmenden
Ereignis der darauffolgenden Monate. Die Ermittlungen der
Kriminalpolizei führten zwar nicht zur Ergreifung des
Täters, brachten aber die Stiftung eines bis heute
benutzten Sofas durch die leitende Beamtin der
Kriminalpolizei mit sich und führten zur gänzlichen
Renovierung und Umgestaltung des Raumes. (7) Andererseits
erfolgte in diesen Monaten die Festlegung der
grundsätzlichen Anliegen der Fachschaft, und neue
programmatische Ansprüche wurden verabschiedet. Daraus
resultierte im folgenden Januar die Kandidatur der
Fachschaftsvertretung im Rahmen der alljährlichen
Hochschulwahlen der Studierenden unter dem Motto: »Die
Fachschaft seid Ihr! [...] Nehmt Euer Recht zur
Mitbestimmung wahr«, um die Kommilitoninnen und
Kommilitonen wachzurütteln.
Die Tätigkeiten der nun gewählten Vertretung fanden
am Institut den üblichen Zuspruch bei den Studierenden,
d.h. eine regelmäßige Teilnahme von einigen wenigen bei
fachlichen Veranstaltungen und ein großer Zuspruch bei
den Feten. Zu verzeichnen sind ferner verschiedene, die
Studierenden betreffende Punkte. Zum einen wurde das
Institutsgespräch weitergeführt. Zum anderen wurde
hinsichtlich der Regelung zur Besetzung von HiWi-Stellen
durch den Lehrkörper ebenfalls eine bessere
Verständigung erzielt. So konnte eine öffentliche
Ausschreibung der Stellen durchgesetzt werden. Die
Vergütung für die bis dato unentgeltlich abgehaltenen
Tutorien wurde ebenfalls erreicht. Natürlich
manifestierten sich die Aktivitäten der Fachschaft auch
in anderen Bereichen der Kunstgeschichte. Ein neues
Schwarzes Brett erhielt seinen Platz im Institutsflur,
ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis erschien und
private Exkursionen wurden veranstaltet. Darüber hinaus
konnten abendliche Sonderveranstaltungen verwirklicht
werden, z.B. fand ein Vortrag der damals gerade an das
Institut gekommenen Dr. Barbara Lange statt. Außerdem
richteten einige Studentinnen in Anlehnung an die
Veranstaltungen von Dr. Barbara Camilla Tucholski eine
Arbeitsgemeinschaft »Freie Kunst« ein.
Die Teilnahme an der KSK in Bonn (1988), der KSK in
Hamburg und der KSK in München (beide 1989) vertieften
die Kontakte zu den Studierenden an den anderen
Hochschulinstituten der Bundesrepublik Deutschland.
Darüber hinaus wurde durch die Konferenz in Hamburg auch
ein tieferer Einblick in das Hochschulwesen und in die
Lehre an den kunsthistorischen Instituten der
Universitäten der damaligen Deutschen Demokratischen
Republik vermittelt. (8) In diesem Rahmen soll hier erneut auf
die zweite in Eigeninitiative organisierte Fahrt in die
Deutsche Demokratische Republik aufmerksam gemacht
werden, die eine Gruppe Studierender des Kieler Instituts
1988 unternahm.
Der Streik im Wintersemester 1988/89 bildet einen
weiteren Höhepunkt in der Fachschaftschronik. Im Vorfeld
der Ereignisse wurde sogar eine studentische Delegation
zur SPD-Fraktion in den Schleswig-Holsteinischen Landtag
eingeladen, um zur Situation der Studierenden allgemein
und im besonderen im Fach Kunstgeschichte Stellung zu
nehmen. Inwieweit die Verbesserungsvorschläge in die Tat
umgesetzt wurden, läßt sich bis heute nicht erkennen.
Auch die Fachschaft Kunstgeschichte beteiligte sich
tatkräftig an den Streikaktionen. Ein sehr treffendes
Motto lautete: »Die Kunstgeschichte sitzt im Keller«,
das ebenso auf die personellen und finanziellen
Mißstände abzielte, wie es auf den unzulänglichen
Seminarraum im Souterrain des Instituts hinwies.
Als ein Ereignis von besonderem Rang ist die zweite
von der Kieler Fachschaft organisierte KSK anzusehen.
Diese wurde vom 29.5.–2.6.1991 mit dem Thema:
»KunsthistorikerInnen in der Gesellschaft«
ausgerichtet. Die Veranstaltung lockte Studierende aus
allen Teilen der Bundesrepublik und sogar aus der Schweiz
an. Die verschiedenen Sektionen beschäftigten sich u. a.
mit der Problematik der berufsorientierten Ausbildung an
den Universitäten und an außeruniversitären
Institutionen. Diese wurden hinsichtlich der
unterschiedlichen Berufsfelder, des internen
Themenangebotes an den einzelnen Instituten, der
Prüfungsbedingungen (wie z. B. Sprachklausuren –
»Latin again«) sowie Studienberatung und Methodik
miteinander verglichen. Es folgten weitere Überlegungen
zum »Magister Minor« und »Magister Maior« sowie zur
Promotion, die dazu dienten, den derzeitigen Rang der
Abschlüsse zu korrigieren und sie in eine Relation
zueinander zu setzen. Praktika, Uniwechsel und
Auslandsstudien wurden ebenfalls angesprochen. Ferner
wurde die Situation der Frauen in der Kunstgeschichte
beleuchtet, um den Einblick in den Arbeitsmarkt zu geben
und die Lage der Frau als Kunsthistorikerin sowie (von
der anderen Seite aus gesehen) als Künstlerin
darzulegen. Darüber hinaus war die Wahl zwischen Beruf
und Familie ein Thema der Diskussion.
Die Situation der Fachschaftsvertretung und der
Studierenden am Institut heute läßt sich gut mit der
der früheren Fachschaften vergleichen. Es ist
bezeichnend, daß zwar innerhalb des Instituts
verschiedene Verbesserungen erreicht werden konnten,
viele grundlegende Probleme bis heute jedoch nicht
gelöst sind. So gibt es auch heute wieder eine
»Fachschaft«, die sich im Sinne ihrer Vorgängerinnen
für die Studienbedingungen des fachlichen Nachwuchses
einsetzt.
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Anmerkungen
1) Hier wie im
folgenden ist es aus heutiger Sicht schwer zu klären,
wer von den Mitarbeitern der Arbeitskreise in der
Fachschaft tätig war oder nur sporadisch an bestimmten
Aktionen teilnahm. Auch engagierten sich viele der
Studierenden aus den Arbeitskreisen im politischen
Bereich, so daß hier eine »undurchdringliche
Verwobenheit« entstanden ist.
2)
Arbeitskreis für Städtebau und Denkmalpflege am
Kunsthistorischen Institut der Universität Kiel (Hrsg.),
Flensburgs Altstadt – frei zum Abbruch oder
Modell einer lebenswerten Umwelt?, Ausst. Kat.
Flensburg 1973, S. 3f. Zuvor, quasi auf ihrem
»theoretischen Probierfeld Lübeck« (H.-G. Andresen),
waren schon 1972 die »Materialien zur Denkmalpflege«
veröffentlicht worden. Die Tätigkeiten der Gruppe, zu
denen auch die Teilnahme an diversen Konferenzen
gehörte, wurden nicht nur regional, sondern auch
überregional zur Kenntnis genommen und teilweise beim
Ulmer Verein veröffentlicht.
3) Die
Broschüre zu dieser Initiative wurde erst 1982 vom
Magistrat der Stadt Kappeln herausgegeben.
4) Die
Ausführungen hätten nicht entstehen können ohne die
Auskünfte von Dr. Uwe Albrecht, Hans-Günther Andresen
und Wolfgang Zeigerer, denen an dieser Stelle ein
besonderer Dank ausgesprochen werden soll.
5) Die
Unterlagen und Aktenordner dieser Fachschaftsgruppe
fielen leider 1987 einem Brand zum Opfer.
Glücklicherweise konnten wir ehemalige
Fachschaftsmitglieder, Attila Teixeira-Brasil und Marion
Dreger, sprechen, die sich für uns an ihre Arbeit
erinnerten.
6)
Fachschaftsmitglieder von 1987 bis 1992: Jörn Blanck,
Anita Buchholz, Karen David-Sirocko, Oliver Fenske, Cora
Fischer, Birte Hansen-Wester, Martin Henatsch, Gregor
Heupel, Petra Hölscher, Anja Jänike, Petra Jensen,
Silke Klaas, Uta Kornmeier, Arnold Kowalewski, Christine
Kratzke, Gunda Krüger, Wiebke Kuhn, Bärbel Küster,
Thomas Messerschmidt, Hans-Dieter Nägelke, Jens Martin
Neumann, Bärbel Reiche, Dagmar Renfranz, Tatjana
Rybakowski, Stefan Schipper, Tatjana Wolfers sowie zwei
weitere Fachschaftsmitglieder, von denen leider nur noch
die Vornamen in den Protokollen überliefert sind: Sabine
und Thomas.
7) Leider
fiel der Großteil der Akten der vorherigen Fachschaften
den Flammen zum Opfer und nur wenige Aufzeichnungen
konnten gerettet werden.
8) Themen
waren z. B. die verschiedenen Universitätsstandorte, das
Lehrprogramm und rein inhaltliche Fragen (pars pro
toto: »Die Theorie der Bedeutung von Halle und
Basilika«).
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